20
Nov
2011

Erste Reflexionen

Wir schreiben das Jahr 2011. Es sollte mein Jahr der Reisen werden, ohne dies zu beabsichtigen. Es war ein schönes Jahr, eines der Schönsten, doch irgendwann heißt es auch, wieder zu Hause anzukommen.

Im Februar diesen Jahres trat ich das erste Mal eine große Reise an. Allein. Organisierte mir Flug und Kontaktmöglichkeiten und düste los. Einen Abend bevor ich tausende Kilometer zurücklegen würde, über Land und Meer, hin zum fernen Australien, war mir Schlafen beinahe unmöglich, so aufgeregt war ich gewesen.

Insgesamt erlebte ich ein Monat dort. Nach meiner Rückkehr riefen alle aus, wenn sie mich sahen: Hey, du siehst wirklich gut aus! Australien scheint dir gut getan zu haben...

Und tatsächlich: Ich fühlte eine gewisse Freiheit und Leichtigkeit, die ich zuvor nicht gekannt hatte. Das erste Mal seit meinem Auslandsaufenthalt in der Schweiz konnte ich mir wieder vorstellen, woanders hinzugehen, woanders zu leben. Alleine klar zu kommen!

Zu Ostern beschlossen meine Freunde gemeinsam mit mir mit dem Auto nach Polen zu fahren, uns das Vernichtungslager von Auschwitz anzusehen und Krakau zu besuchen. Ich hatte bis heute noch keine Gelegenheit, die dortigen Eindrücke in Worte zu fassen.

In Polen lernten wir sehr liebe Menschen kennen, wir fühlten uns willkommen. Als wir in Auschwitz ankamen, kehrte Ruhe in unserer Gruppe ein. Wir betraten das Areal...

Die Reaktionen auf das Gesehene waren sehr unterschiedlich. Manche brachen zusammen, andere schwiegen ihre Betroffenheit aus. Niemand aber blieb unbetroffen. Ich konnte mich nicht dagegen wehren, als mir schlecht wurde, ein natürlicher Prozess, der beim Anblick dessen entstand, wovon alle gehört, doch lange nicht alle gesehen.

Nur wenige Wochen nach dieser Erfahrungsreise, sollte es nach London gehen. Zwar nur über ein Wochenende, aber ich freute mich dennoch darauf, da ich noch nie in Großbritannien gewesen war.

Von dem Wochenende war ich enttäuscht, ich fühlte mich einsam, aber nicht da ich alleine unterwegs gewesen wäre, sondern eben weil ich mit Menschen unterwegs war, die einen ganz anderen Plan von Erlebnissen hatten, als ich selbst. So geschah es, dass ich nicht nur einmal alleine in einen Bus stieg, ohne genau zu wissen, wo ich eigentlich war und in die Wohnung zurückfuhr, ohne zu wissen, wo sich diese eigentlich befand. Trotzdem mochte ich London.

Die vielen kleinen Geschäfte beeindruckten mich und die Menschen können noch so schlecht von der Konstruktion der Häuser reden, dass sie nicht stabil gebaut seien, mir gefiel der verziehrte Stil der kleinen Häuschen enorm.

Der Sommer zog langsam ein. Es war ein Sommer der Feste. Der Sommer des Wahlkampfes.

Durch ihn sollte ich noch einmal über politische Gesinnung nachdenken, ich lernte dabei, mich zu positionieren und gewann Freunde...

In den Ferien fuhren wir nach Trevi, wir, meine neuen Freunde und ich. Ich genoss Italien und obwohl wegen politischer Sommerschule dort nützte ich diese Zeit, um einmal Ferien zu haben. Weg vom Erlebnisurlaub, hin zu einem Am-Pool-Liegen-Urlaub. Schön war's! Und dort lernte ich zwei Menschen aus Finnland kennen.

Den Rest des Sommers verbrachte ich hauptsächlich damit, in meinem Land herumzureisen. Ich nahm, was kam. Und erfreute mich der Zugfahrten. Bis der Herbst hereinbrach.

Seit Trevi hatte ich Kontakt zu meinen finnischen Freunden. Kurzer Hand beschloss ich, auch sie noch in der Nähe von Helsinki zu besuchen. Also wieder Sachen packen, wieder in den Flieger und von Neuem Neues erfahren.

Die fünf Tag ein Hyvinkää sollten mich von diesem Land und den Menschen begeistern. Ich fühlte soviel Wärme dort und jeder Tag war ein Abenteuer. Von langen Abenden in diversen Pubs, über ein Konzert, bis hin zu Stadt- und Landwanderungen erlebte ich eigentlich alles, was in so kurzer Zeit möglich war. An dieser Stelle ein großes Dankeschön an meine Freunde, die ich dort schätzen lernte.

Nun ja, ich dachte, es sollte die letzte Reise für dieses Jahr sein. Doch eines Tages, an einem Mittwoch, traf ich einen Bekannten, der mir von seiner Reise nach Berlin erzählte. Ich weiß nicht genau, wieso ich spontan entschied, mitzureisen, aber am Folgetag organisierte ich die Busreise, packte abermals und traf mich mit dem Bekannten am Busbahnhof...

Berlin war mein politisches Highlight. Viele Gleichgesinnte und viel Theorie. Und dabei lernte ich den Bekannten kennen. Ich lernte ihn lieben.

Nun halte ich inne und frage mich, wie ich ankomme. Wieder zu Hause ankomme... denn mit den Reisen entfernte ich mich ein Stück weit von dem, das ich einmal zu Hause nannte.
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Sunina - 20. Nov, 09:36

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